Es war einmal ein gut besuchter Ratskeller. Viele Chemnitzer und Gäste gingen dort gerne hin, genossen es, im alten Ratskeller zu sitzen, schauten sich gerne die schönen Malereien an. Jetzt spukt es im geschlossenen Ratskeller.
Der Ratskeller Chemnitz steht leer und bleibt leer, kein Chemnitzer ist froh darüber, nur die Geister freuen sich, ein neues Zuhause gefunden zu haben.
Abends, wenn es dunkel wird, sausen die Geister durch den leeren Ratskeller hin und her mit viel Freude. Wenn die Uhr null Uhr anzeigt, fliegen die Geister durch die dicke Mauer zum Neumarkt, erschrecken die Leute, die noch unterwegs sind. Es ist null Uhr, die Geister haben es sich im dunklen Ratskeller gemütlich gemacht. Doch jetzt, nach null Uhr, haben sie Lust, Leute zu
erschrecken, die noch unterwegs sind. Sie verstecken sich unter der Unterführung vom Neuen Rathaus.
Ein junges Paar war feiern, kommt von der Gastromeile. Kaum gehen sie unter der Unterführung durch, strecken die Geister genau vor ihnen die Köpfe hervor. „Buh!“, rufen sie. „Ih, Hilfe, Geister!“, ruft die junge Frau und flitzt mit ihrem Verlobten davon, sie stehen zitternd vorm Turm-Brauhaus. Die Geister freuen sich, fliegen geschwind hinter ihnen her. Die beiden sehen die Geister und rennen davon. „Buh, buh!“, rufen die Geister und fliegen vor Freude über den Neumarkt in den leeren Ratskeller. Ein älteres Ehepaar geht am Ratskeller vorbei, plötzlich strecken die Geister ihre Köpfe aus der dicken Wand, genau vor dem Ehepaar. „Buh!“, rufen sie. „Was für schöne kaputte Bettlaken, die müssten mal geflickt werden“, ruft die ältere Frau. Beide schauen lachend die Geister an. „Buh!“, rufen die Geister, aber die beiden bleiben lachend stehen. Da versucht die ältere Frau, ein Bettlaken zu greifen, will es mitnehmen, um es zu flicken. Schnell verschwinden die Geister in den leeren Ratskeller, niemand wir sie jemals wieder sehen.
© Heiko Wohlgemuth