Es war einmal ein kleiner Wassergeist, der lebte im Schlossteich und wollte seine Ruhe haben. Wenn jemand zu nahe an den Schlossteich kam, wurde er mit Wasser bespritzt. Leute, die grillen wollten, konnten es nicht, denn jedes Mal, wenn sie Feuer entzündeten, wurde es durch einen Wasserstrahl gelöscht.
Vor langer, langer Zeit, an einem schönen Sommertag, gingen viele Leute zum Schlossteich, um zu grillen und um sich zu amüsieren. Sie ließen sich am Rand vom Schlossteich auf der Wiese nieder und packten fröhlich ihre mitgebrachten Sachen aus. Einige Kinder spielten mit dem Ball, schossen ihn hin und her.
Der kleine Wassergeist wollte aber seine Ruhe haben. „Ih, was soll das?“, riefen die Kinder erschrocken und eilten nass zu ihren Eltern. Ein Vater nahm ein Streichholz und entzündete es. „Wer war das? Was soll das?“, rief er wütend, weil jemand einen dünnen Wasserstrahl auf das Streichholz geschossen hatte und es erloschen war. Er versuchte es immer wieder, aber jedes Mal,
wenn er ein Streichholz entzündete, erlosch es auch gleich wieder durch einen Wasserstrahl. „Wer war das? Wer hat Feuer?“, rief er wütend, weil er keine Streichhölzer mehr hatte. Allen, die versuchten, Feuer zu machen, gelang es nicht, es wurde immer durch einen Wasserstrahl gelöscht. „So eine Frechheit!“, rief eine junge Mutter und schaute zum Teich. Ein kleines, dünnes Mädchen
stand am Teich. „Mami, ich habe Hunger!“, rief sie traurig. Da hatte der kleine Wassergeist Mitleid und ließ die Leute in Ruhe. Vergnügt grillten alle und genossen den herrlichen Tag.
© Heiko Wohlgemuth