Es war einmal ein älterer Herr, der stand fast jeden Tag vorm Karl-Marx-Monument. An einem frühen Morgen nahm er einen Pinsel und bemalte den großen Kopf mit einer durchsichtigen Flüssigkeit.

Es wurde hell, viele Menschen standen vorm glänzenden Karl-Marx-Monument, auch der ältere Herr, der grinste, hob den Arm. Erschrocken schauten die vielen Menschen zu, wie der Kopf sich erhob, über den Stadthallenpark flog, und mit einem kräftigen Rums krachte das Karl-Marx-Monument auf den Marktplatz.

Ein junger Mann schaute zum Kopf, lief geschwind ins Doppelrathaus. Eilig kam der Bürgermeister mit einigen Leuten heraus, sie gingen schnell zum
Marktplatz. Staunten, dass der Kopf tatsächlich auf dem Marktplatz stand. Einige Menschen lachten. Eine junge Frau ging zu nahe am Kopf vorbei, da erhob er sich, flog davon und krachte mit einem lauten Rums auf den Theaterplatz. Aus der Kirche, der Oper und den Kunstsammlungen kamen eilig die Leute heraus, standen erschrocken vorm Karl-Marx-Monument.

Die Leute vom Marktplatz und der Bürgermeister eilten dem Kopf hinterher. Wenn einer dem Kopf zu nahe kam, erhob er sich und flog hin und her zwischen den beiden Plätzen. Der Bürgermeister eilte ins Doppelrathaus, um sich mit allen zu beraten, was man tun könnte, um diesem Spuk ein Ende zu bereiten. Keiner wusste eine Antwort. Der ältere Herr, der den Kopf verzaubert hatte, stand in der
Nähe und lachte. Auch am nächsten Tag erhob sich das Karl-Marx-Monument immer wieder und flog zwischen den zwei Plätzen hin und her. Viele Menschen kamen von weit her, schauten zu, wie das Karl-Marx-Monument sich erhob und zwischen den beiden Plätzen hin- und herflog. Am vierten Tag sprach einer den älteren Herrn sehr freundlich an, ohne zu wissen, dass er es war, der
den Kopf verzaubert hatte. Der junge Herr war weit gereist. Weil der junge Herr so freundlich zu ihm war, verriet er ihm das Geheimnis, damit das Karl-Marx-Monument wieder auf den Sockel fliegt. Am frühen Morgen, ohne dass einer zusah, bemalte der junge Herr das Karl-Marx-Monument, das erhob sich und flog zum Sockel. Alle standen kopfschüttelnd am Kopf, der wieder
auf dem Sockel stand, auch der Bürgermeister.

© Heiko Wohlgemuth